Ein inspirierender Besuch im Rahmen des Erasmus+ Programms in Helsinki

Vom 12. bis zum 19. März 2023 tauchten wir, die Lehrkräfte der Nelson-Mandela-Sekundarschule, in das Thema Inklusion ein und nahmen an dem Programm „We’re all special: Inclusion and support for students with special needs in and out of the classroom“ der renommierten Europass Teacher-Academy in Helsinki teil. Es war mit -9Grad wirklich kalt in Helsinki – aber es war trotzdem herausragend.

Warum brauchte es 13 Lehrer unserer Schule, um Erfahrungen aus Finnland mit nach Deutschland zu nehmen? Weil Lehrkräfte wie in einem Unternehmen in verschiedenen Bereichen spezialisiert sind: Digitalisierung, Sonderpädagogik, Sprachförderung, Übergang, Integration, aber auch Management und Beratung sind unterschiedliche Blickwinkel, auf denen eine multiprofessionell arbeitende Schule basiert. Jeder Schwerpunkt ist wichtig, wenn man Heterogenität als Bereicherung versteht und jedem Schüler und jeder Schülerin gerecht werden will. Dies erfordert Offenheit und Bereitschaft, sich stets mit Neuem auseinanderzusetzen, um sich zu entwickeln.

Unsere Begeisterung über den Aufenthalt in Finnland und die gewonnenen Erkenntnisse war noch in der Lehrerkonferenz Ende März beim ersten Kurzbericht zu spüren. Die wichtigste kommunizierte Erkenntnis war: „Wir machen schon richtig viel richtig gut!“

Ein Highlight des Besuchs war der Besuch der Bibliothek Oodi, die als Vorzeigeprojekt für Bildung gilt. Die 4Ks der Zukunft sind hier konsequent umgesetzt: Kreativität, Kritisches Denken, Kollaboration und Kommunikation. Beim kooperativen Arbeiten mit Kollegen aus Finnland, Spanien, Kroatien und einer weiteren deutschen Schule erhielten wir Nelson-Lehrkräfte spannende Einblicke in die finnische Praxis der inklusiven Bildung. Besonders beeindruckt waren wir von der Vielfalt der Angebote, die von barrierefreien Räumlichkeiten bis hin zu speziellen Lehrmaterialien und individueller Unterstützung reichten. „Multiprofessionelles Team“ wird in Schulen in Helsinki einfach anders definiert: Ganz selbstverständlich findet man dort z.B. auch Berufe der Gesundheitsvorsorge (bei uns gibt es immerhin eine Logopädin ;-)). Finnische Kinder und Jugendliche essen kostenlos in ihrer Schule (Unser „Kleines Frühstück“ geht also in die richtige Richtung). Sämtliche Materialien, nicht nur die Bücher, werden gestellt. Kein Wunder also, dass die Schulen in Finnland einen hohen Stellenwert für die Familien haben.

Der Vergleich des finnischen Schulsystems mit dem Schulprogramm der Nelson-Mandela-Sekundarschule war faszinierend. Wir Lehrer staunten über die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Herangehensweise an Inklusion und die Unterstützung von Schülern mit besonderen Bedürfnissen. Wir waren begeistert von den innovativen Herangehensweisen und dem integrativen Ansatz, der in den finnischen Schulen praktiziert wird. Jedes finnische Kind geht bis zur 9. Klasse in die nächstliegende Schule – soziale und leistungsgemischte Klassen sind garantiert, denn schon die Stadtentwicklungsplanung achtet auf eine gute

Durchmischung der Stadtteile. „Learning happens everywhere! Large communal spaces,“ so erklärt Mia Torttila, finnische Lehrkraft, sind große Lernzentren, die aktives, flexibles arbeiten für mehrere Klassen gleichzeitig ermöglichen. „Ein Umbau der Nelson ist in den nächsten Jahren wohl eher unwahrscheinlich“, vermutet Frau Matzelle, aber „adaptive Möbeln, die Kinder und Jugendliche zur Bewegung einladen, sind neben inhaltlich-methodischen Änderungen der Weg, den wir gehen können und werden.“
Wir waren besonders beeindruckt von der Haltung der finnischen Gesellschaft gegenüber der Inklusion. Es war deutlich spürbar, wie Inklusion als ein normaler Bestandteil des Bildungssystems und der Gesellschaft im Allgemeinen betrachtet wird. Die Wertschätzung und der Respekt gegenüber Vielfalt und Verschiedenheit waren inspirierend und überzeugte uns davon, dass die mitgebrachten Ideen und Ansätzen, unsere Arbeit in der Nelson-Mandela-Schule weiterentwickeln wird.
Neben dem fachlichen Austausch war auch die Begegnung mit den finnischen, kroatischen und spanischen Kollegen ein bereicherndes Erlebnis. Es wurden viele neue Kontakte geknüpft und Erfahrungen ausgetauscht, die wir nutzen werden. Nächster geplanter Schritt: Eine Partnerschule in Spanien finden und eine Schülergruppe auf Reisen schicken – natürlich auch mit Erasmus.
Der Besuch in Helsinki im Rahmen des Erasmus+ Programms war zweifellos ein Höhepunkt im beruflichen Leben der Lehrkräfte der Nelson-Mandela-Schule. Die positiven Eindrücke, die wir gewonnen haben, werden unsere Arbeit nachhaltig prägen und dazu beitragen, dass Inklusion auch hier in Rheine weiter vorangetrieben wird.